Dänemark schlägt im weltweiten Kampf gegen Deepfakes mit einem mutigen Vorschlag zur Neudefinition des Urheberrechts für Aufsehen. Der Gesetzentwurf, der voraussichtlich Anfang nächsten Jahres verabschiedet wird, zielt darauf ab, den Bürgern das Eigentum an ihrem eigenen Abbild zu verleihen – was bedeutet, dass digital erfasste Bilder und Stimmen vor unbefugter Manipulation und Online-Verbreitung ohne Zustimmung geschützt werden könnten. Dies geschieht zu einer Zeit, in der die Deepfake-Technologie dramatische Fortschritte gemacht hat, was Bedenken hinsichtlich ihres Missbrauchs für böswillige Zwecke wie die Verbreitung von Fehlinformationen, Rufschädigung und die Schaffung nicht einvernehmlicher Pornografie aufkommen lässt.
Das vorgeschlagene Gesetz befasst sich direkt mit der erschreckenden Realität, mit der Personen wie Marie Watson konfrontiert sind, eine dänische Videospiel-Livestreamerin, die 2021 auf Instagram ein von einer KI generiertes Bild von sich digital nackt gefunden hat. Während sich Watson zunächst machtlos gegen die Verbreitung der manipulierten Online-Inhalte fühlte, versucht Dänemarks Gesetzesvorschlag, diese Dynamik zu verändern.
Veränderung der Rechtslandschaft
Der Gesetzentwurf spiegelt die wachsende globale Erkenntnis wider, dass die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen für die Bewältigung der einzigartigen Herausforderungen durch Deepfakes schlecht gerüstet sind. Während einige Länder sich mit spezifischen Aspekten wie dem nicht einvernehmlichen Austausch vertraulicher Bilder befasst haben (wie in der jüngsten US-Gesetzgebung zu sehen ist), verfolgt der Gesetzesvorschlag Dänemarks einen umfassenderen Ansatz. Indem man Einzelpersonen das Urheberrecht an ihrem eigenen Abbild gewährt, würde es sie befähigen, die Entfernung nicht autorisierter Deepfakes von Online-Plattformen zu fordern.
Die praktische Umsetzung bleibt jedoch unklar. Die Bestimmung dessen, was Parodie oder Satire ist, von denen das Gesetz ausgenommen werden soll, könnte sich in der Praxis als komplex erweisen. Es wirft auch Fragen zur Durchsetzung auf: Während auf Social-Media-Plattformen hohe Geldstrafen drohen, wenn sie solche Inhalte nicht entfernen, ist es unwahrscheinlich, dass einzelne Nutzer im Rahmen dieser ersten Fassung des Gesetzes bestraft werden.
Ein Leuchtturm für andere Nationen?
Dänemarks Initiative erregt über die Grenzen hinaus Aufmerksamkeit. Das Land hat derzeit die rotierende Präsidentschaft der Europäischen Union inne und hat bereits Interesse bei anderen Mitgliedsstaaten wie Frankreich und Irland geweckt. Es bleibt abzuwarten, ob sich Dänemarks Modell letztendlich als wirksam bei der Eindämmung der Verbreitung von Deepfakes erweist, aber es signalisiert unbestreitbar einen entscheidenden Wandel in der Herangehensweise der Regierungen an dieses komplexe Thema.
Die Herausforderung ist monumental. Wie Henry Ajder, Gründer des Beratungsunternehmens Latent Space Advisory und Experte für generative KI, betont, bieten aktuelle rechtliche Instrumente nur begrenzten Schutz für Einzelpersonen vor Deepfakes. Die Bereitschaft der dänischen Regierung, sich dem Problem direkt zu stellen, wirft entscheidende Fragen über das Gleichgewicht zwischen der Wahrung individueller Rechte im digitalen Zeitalter und der Wahrung der freien Meinungsäußerung und des kreativen Ausdrucks auf.
Es unterstreicht auch die dringende Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit, um klare Richtlinien und wirksame Lösungen zur Bekämpfung der wachsenden Bedrohung durch Deepfakes festzulegen, die die Grenzen zwischen Realität und Fälschung immer leichter verwischen.
